Rechtsmal von Salzgitter - Bronze auf Granit -
"Darf man Denkmalsaufträge vergeben zu einer Zeit, wo kein Schlüter mehr einen Großen Kurfürsten aufs hohe Ross heben kann und mag? Darf man vor einem Gerichts-Neubau die Formensprache einer Kunst zulassen, die das Richteramt nicht mehr in Gestalt der klassischen Dame Justitia symbolisiert, sondern die in ein Relief zu bannen sucht, was vor dem Gericht und durch das Gericht geschieht? Beide Fragen haben Hochbauverwaltung und Justiz mit einem entschiedenen Ja beantwortet.
Die Gerechtigkeit ist das Fundament des Staates. Recht und Justiz sind daher ein nicht wegzudenkender Teil unserer Kultur, wenn nicht der wichtigste überhaupt. Die Aufgabe, Justiz und Kunst zusammenzuführen, ist jedoch nicht einfach.
Die in Salzgitter dem Bildhauer gestellte Aufgabe, in einer Frei-Plastik vor dem Gerichts-Zweckbau zum Ausdruck zu bringen, wie Rechtspflege heute geschieht, war kaum weniger problematisch als die architektonische Gestaltung eines Gerichtshauses, das dem Bürger das Gefühl der Geborgenheit im Recht gibt, womöglich sogar noch schwieriger. Denn Rechtsprechung ist mehr als bloße Rechtsanwendung, sie ereignet sich nicht als Monolog, sondern vollzieht sich in einem Dialog zwischen Bürger und Richter, in dem das letztverbindliche Wort, das dem Richter von Verfassungs-wegen zusteht, der Friedensstiftung dient.
Hubertus von Pilgrim, dem die Arbeit anvertraut wurde, ist der breiten Öffentlichkeit vor allen als Schöpfer des Adenauer-Denkmals vor dem Bundeskanzleramt in Bonn bekannt. Das im Jahr 1983 erichtete Rechtsmal, das den Bürgern von Salzgitter künftig den Weg zum Recht weist (und diese moderne Großstadt um einen Anziehungspunkt von Rang bereichert), war für den Münchener Akademieprofessor eine Herausforderung. Er hat sie als solche empfunden und angenommen. Sie sind eingeladen, es zu betrachten und zu beurteilen."